The Rocks – Im Herzen von Sydney
von Rayka Kobiella
The Rocks: einst felsiger Grund und Boden war es das erste Stück Land des australischen Kontinents, mit dem vor 200 Jahren englische Segelschiffe in Berührung kamen. Hier fing alles an: die Entdeckung Australiens und die Gründung Sydneys.
Direkt am Hafen gelegen, waren die Lagerhäuser Anlaufstelle für Schiffe aus der ganzen Welt. Wer dabei reich wurde, zog in die neueren, besseren Viertel. Die Armen blieben. Und so wurde The Rocks ein Viertel der Prostituierten, Arbeiter, Seeleute und Sträflinge in windschiefen Häusern am Hafen. Noch heute stehen solche Arbeiterhäuser an der Westseite von The Rocks in Millers Point.
Viele haben die zwei Jahrhunderte nicht überstanden: The Rocks wurde im 19. Jahrhundert von der Beulenpest heimgesucht und unter Quarantäne gestellt. Menschen, ihr Hab und Gut fielen der Pest zum Opfer. Als 1932 die Harbour Bridge eröffnet wurde, riss die Stadt ganze Straßenzüge nieder. In den 70ern sollte dann das ganze Viertel zu Gunste moderner Wolkenkratzer abgerissen werden. Eine Protestwelle hielt die Regierung davon ab und brachte sie dazu The Rocks als historisches Monument umzugestalten.
The Rocks wurde daraufhin aufpoliert – Museen, Galerien und Restaurants von ganz billig bis ganz teuer etablierten sich. Seitdem zieht The Rocks Unmengen von Touristen an. Nightlife ab Dämmerung und Kunsthandwerksmärkte am Tage, australische und weltweite Küche, Hyatt und Hostel – The Rocks bietet alles. In den verwinkelten Gassen streift man alte Kolonialbauten ebenso wie umgestaltete Piers voller Bars und Restaurants.
An Pier 4 und 5 findet sich das Wharf Theatre der Sydney Theatre Company mit Reastaurants und traumhaftem Ausblick auf den inneren Hafen. Vom Dach des Overseas Passenger Terminals blickt man wiederum in die andere Richtung: direkt auf die Sydney Opera. Vom Terminal lässt es sich gut zum Museum of Contemporary Art schlendern. Auf dem Platz davor zeigen verschiedene Musiker und Artisten bei blauem Himmel direkt am Circular Quay, was sie drauf haben.
Historischer ist die alte Gasse namens Suez Canal, deren einstige Form sich seit den 1850ern kaum verändert hat. Der Name spielt auf die herabstürzenden Fluten an, die sich in der Gasse bei schweren Regen ihren Weg bahnen. Wer den ursprünglichen Charme des Viertels sucht, ist im Lord Nelson Brewery Hotel richtig (Kent Street, Millers Point), dem ältesten Pub von Sydney.
Bier wird man in The Rocks kaum vermissen – das ganze Viertel ist mit Bars und Kneipen übersät. Gerade entlang der George Street lässt sich das nicht verbergen. Hier findet aber auch an Wochenenden The Rocks Market statt, mit zahlreichem Kunsthandwerk, handgemachten Besonderheiten und den etwas anderen Souveniren. Gleich auf der gegenüberliegenden Straßenseite finden sich zahlreiche Galerien und Boutiquen in den Metcalf Bond Stores.
Die George Street säumen einige der ältesten Gebäude Australiens überhaupt- immerhin war sie die erste Straße auf dem Kontinent. Das älteste Haus Australiens steht dann auch hier: das Cadman’s Cottage. 1816 wurde es für John Cadman errichtet, der als Sträfling nach Sydney geschickt wurde, weil er ein Pferd gestohlen hatte. Er wurde von Macquarie begnadigt und arbeitete sich zum Inspektor der Regierungsflotte hoch.
Heute ist das Cadman’s Cottage ein Informations-Zentrum rund um Wildlife Service und den New South Wales – Nationalparks. Daneben steht das Sailors’ Home, in dem sich das Sydney Visitor Centre befindet. Früher war es Unterkunft für frisch angekommene Seemänner. Heute starten hier mehrmals täglich Führungen durch The Rocks.
Obwohl The Rocks mittlerweile ein Mekka für Touristen geworden ist und sich daher wie ein geschichtlicher Vergnügungspark mit tollem Ausblick präsentiert- den alten Charme vergangener Tage kann man in The Rocks nach wie vor aufspüren.
Infos:
The Rocks erreicht man via City Rail oder Bus von der Circular Quay-Station aus.
Gag:
The Rocks besitzt ein “Hofbräuhaus”. Meistens voller asiatischer Touristen ist es ein Highlight für australische Freunde hier ein Mas Bier kennen zu lernen.