Bondi Beach und die „Flat- Ass- Story“
Für diesen Tag haben wir uns vorgenommen an den Strand zu fahren, über welchen hier scheinbar alle reden, den Bondi Beach. Schon einige Male haben wir etwas Positives über diesen berühmt, berüchtigten Strand gehört und schließlich haben wir das Meer noch nicht gesehen und waren furchtbar gespannt ob es unseren Vorstellungen entsprechen würde.
Denn den Erzählungen zufolge, handelt es sich um einen wahren Surferstrand, welches bedeuten würde, dass es dort auch sicher recht ansehnliche Surfer- Schnitten geben würde. Wir erkundigten uns in meinem Reiseführer über die Verbindungen und Abfahrtstellen zum Strand und erfuhren, dass der Bus in einem Intervall von 10 Minuten fährt, direkt zur Bondi Junction und das für nur 3, 30 $. Die Tasche war schnell gepackt, der Schaal wurde umgeschmissen und der Fotoapparat in die Bauchtasche geklemmt. Ab die Post.
Erwähnenswert ist vielleicht auch noch, dass dies unsere erste Busfahrt in Australien werden sollte. Soll heißen, dass der erste Bus in den wir steigen wollten ein so genannter Pre-paid Bus war, der nur Leute mitgenommen hat die schon im Voraus bezahlt haben. Da dies bei uns nicht der Fall war, mussten wir auf den nächsten Bus warten und so vergingen 20 Minuten. Wir bestellten gleich einmal das Return- Ticket, welches uns erlauben würde für einen ermäßigten Preis wieder zurückzufahren.
Das Lustige auf der Busfahrt war, dass wir zwei Grünschnäbel nicht wussten wann wir aussteigen sollten, weil es weder Ansagen noch Laufschriften auf großen Schildern gab. Es war also definitiv anders als der Komfort aus den Deutschen Bussen. Neben mir saß ein Inder und ich habe mich überwunden ihn nach einer viertel Stunde Fahrt zu fragen, wo wohl der Bondi Beach sei? Er antwortete, dass er es selber nicht wüsste, aber auch auf dem Weg dort hin sei. Super Sache. Nur wussten wir immer noch nicht wann wir aussteigen sollten und der Inder schien sich darüber auch nicht viel Gedanken zu machen, denn nach wenigen Minuten schlief er ein.
Nun war Frauke an der Reihe und fragte sich bei den Chinesen durch, die gegenüber von uns saßen. Diese gaben uns den alles aussagenden Tipp zu warten bis wir das Meer sehen würden. Okay, wir lehnten uns also zurück. Die Aufregung und Vorfreude stieg immer mehr. Nach circa 25 bis 30 Minuten erreichten wir dann tatsächlich den lang ersehnten Strand und sahen zum ersten Mal das überwältigende Meer.
Das Wetter war an diesem Tag zwar nicht das schlechteste aber mollig -warm war auch etwas anderes. Frauke war hellauf begeistert von dem Strand, wohingegen ich wirklich meine Enttäuschung ausdrücken musste. Zwar bin ich generell nicht so der Strand- Typ, sondern eher der Stadtbesichtiger oder auch Langweiler, aber der Bondi Beach erschien mir dafür, dass er in aller Munde war nicht so bombastisch wie erhofft.
Der Strandabschnitt war eher mäßig groß und das einzig Neue, beziehungsweise Ungewöhnliche war es für mich zu sehen dass der Strand quasi direkt an der Stadt lag. Die Gegend um den Strandbereich herum war jedoch sehr interessant. Viele kleine Cafes zierten die Umgebung und Hotels sprangen einem mit ihren Pools und den schönen, einladenden Ausblicken ins Auge. Sogar ein Hostel, welches wir dort aufgetan haben erwies sich billiger, als das unsere. Es handelte sich hierbei um „Noah`s Bondi Beach House“ (Campell Parade2), in welchem ein sechser Zimmer 25 $ pro Nacht kosten sollte. Leider hatte es keine Klimaanlage und wir waren noch nicht bereit auf unseren Brutkasten zu verzichten, da wir zwei Frostbeulen waren. An diesem Tag war es noch zu dem ausgesprochen windig und mehr als ein kleines McDonalds- Eis für 0,30 $ sprang nicht für uns raus.
Da wir bereits am Bondi Beach feststellen mussten, dass es günstigere Hostels als das Maze und das Westend geben sollte, begannen wir im Internet unter der Adresse: www.Reisebiene.de weitere Hostels ausfindig zu machen. Die Ausstattung unseres Hostels hat sich zwar vom Maze auf das Westend gebessert, aber wir suchten nach einer Steigerung. Auf den Ratschlag von anderen Backpackern hin beschlossen wir ein Studentenwohnheim aufzusuchen.
Wir liefen ca. 25 Minuten durch die Gegend bis wir uns erfolgreich zu dem „Students House“ durchgefragt haben. Es war jedoch schon der fortgeschrittene Abend an dem wir versuchten ein anderes Hostel aufzuspüren und daher gab es keinen direkten Ansprechpartner im Studentenwohnheim. Wir beschlossen daraufhin auf eigene Faust eine kleine Rundtour zu starten. Zugegeben, das Superlos war es nicht, aber da man uns sagte es soll billiger sein als ein Hostel, klingelten wir den Hausherren wach, der uns in Latschen, einer Jeans und einer Trainingjacke entgegen schlenderte.
Wir gaben ihm den Kosenamen „Flat Ass“, denn sein Hintern war im Vergleich zu dem Rest seines Körpers brutal klein, welches eine ziemlich lustige Konstellation ergab. Der Kosename, ist übrigens Fraukes Fantasie entsprungen und sie hat ihn rausgelassen, als wir hinter ihm herwanderten zur zweiten Besichtigung. Ich konnte in dem Moment mein Lachen mal wieder nicht kontrollieren und war vergeblich dabei meine Tränen zu unterdrücken.
Der sich lässig anhörende Name und die dazugehörige Person brachten mich an diesem Abend immer wieder zum Grinsen, bis ich von „Flat Ass“ persönlich gefragt wurde, was denn so witzig sei und ich ihm entgegnen musste, dass ich einfach eine sehr leicht zu amüsierende Person bin, die sich furchtbar freut ein Studentenwohnheim zu besichtigen. Dümmlich lachte „Flat Ass“ mit, was auch Frauke zum lachen anregte.
Wir holten einige Informationen zu den Preisen ein und ließen uns noch eine Weile herumführen, bis zur „Grill- Area“, bei der dann auch mir endgültig das Lachen verging. Denn zu tun hatten wir es dabei nicht mit einem Grillplatz in gemütlichem Ambiente, sondern mit einem hässlichen Hinterhof, geschmückt mit alten, zusammen gewürfelten Möbeln.
Der einzige Bonus an dieser vermeidlich billigeren Wohnvariante war, dass Frauke und ich ein eigenes Zimmer haben sollten und es Frühstück umsonst geben würde. Ein Austauschen der Telefonnummern und wir schlenderten nachdenklich zurück zum Hostel. In die Hand nehmen musste ich allerdings die geschätzten 100 Telefonate zum Thema Hostelwechsel und am Ende waren wir einen Nachmittag obdachlos. Der Grund dafür war, dass wir aus dem Westend auscheckten ohne zu wissen ob in dem Studentenwohnheim ein Zimmer frei war.
Natürlich war dies letztlich nicht der Fall und nach ewig dauernden Verhandlungen und einer Entschuldigung für den ganzen Aufwand und Wirbel den wir betrieben hatten zogen wir erneut ins Westend ein, als wollten wir nie woanders hin. Später stellten wir fest, dass das Studentenwohnheim eigentlich nur für Studenten geeignet gewesen wäre. Zumal sich der Preis erst dann rentiert hätte, wenn wir länger als drei Monate dort wohnen würden. All diese Informationen erhielten wir allerdings erst, als wir mit Sack und Pack auf der Strasse standen.
Auf diesen Misserfolg sollte ein Abend in geselliger Runde folgen, bei dem wir unter anderem „Finschi“ kennen lernten. Ein neues Gesicht, ein neuer Kosename. Dieses Mal abgeleitet von dem Film „American Pie“, in welchem es einen jungen Mann namens „Finsch“, bekannt als der Heimscheißer, gab. Der Franzose, der diesen Namen von uns erhielt kam dieser Person sehr nahe. Die schmalzig gegelten Haare, der Seitenscheitel und die blöden Sprüche passten einfach zu perfekt.
An dem besagten Abend wollte er mit dem einfallsreichen Spruch:“ Are you happy today?“ mit uns ins Gespräch kommen. Angehört hat sich das Ganze mit französischem Akzent allerdings noch schlechter als der Satzbau an sich, es klang circa so: „Are juuu habbit todie?“.
Nach einem verplanten Blick meinerseits und der zweimaligen Wiederholung seinerseits kam dann ein sehr gezwungenes Gespräch zustande. Welches jedoch nur von kurzer Dauer war und sich auf einem sehr oberflächlichen Level befand.