An die fünf Stunden Autofahrt später und wir waren endlich da angekommen wo wir geschlagene acht Wochen arbeiten sollten. Es war bereits später Nachmittag als wir in dem „sieben- Häuser- Ort“ ankamen.
Tatsächlich und ununtertrieben befanden sich in dem kleinen Örtchen, welches eher einer Durchfahrtsstraße glich, wenige, größtenteils sehr alte Häuser. Diese standen noch zudem auf Stelzen, wie wir immer so schön zu sagen pflegten.
Gespannt was auf uns zukommen würde, stiegen wir aus dem Wagen aus und J. B führte uns zu der Besitzerin des Pubs, der im Übrigen den Namen „Western Star Hotel“ trug. Viel Zeit uns alles anzugucken hatten wir nicht, denn angeblich lag derzeit viel Arbeit an. Uns wurde nur schnell gesagt wir sollen aufgrund einer vollen Zimmerbelegung vorerst zu einem Mann ins Haus ziehen.
Das Originalgespräch lautete folgendermaßen:
Wir: „Hello, we are the two girls you phoned with! “
Pub Besitzerin: “Oh okay, right. I have no time at the moment…But there are two nice girls, which will help you tomorrow to get yourself comfortable. Today everything is booked out, so you have to sleep in a House of a friend.”
Der ausschlaggebende Satz sollte allerdings jetzt folgen:
Pub Besitzerin: He is a nice one, but he looks a bit like the one from the Simpson movie; Barney! “
Von Frauke habe ich mir anschließend erklären lassen wer Barney war, nämlich der dicke, ständig Bier trinkende, unansehnliche Typ der in Moe`s Kneipe rumhängt.
Wir haben all das nur hingenommen und sind dann mit dem Wagen noch die letzten paar Meter zu dem vermeidlichen Haus gefahren.
Fern jeglicher Vorstellung erwartete uns die fleischgewordene Trickfigur Barney. Verkörpert von einem Mann, dem wir den neuen Kosenamen; „Dicker, einzahniger Henker“ gaben.
Ein Mann, dem der untere Rettungsring fast schon unter dem T- Shirt hervorguckte und der als wäre das nicht schon genug gewesen nur einen zahn im Mund hatte, nämlich den Vorderzahn. Bekleidet mit den typischen Arbeitsschuhen und einem Karohemd empfing uns dieser in der Tür seines Hauses. Im Garten fanden wir alte Spielzeuge und Möbel vor, sowie vereinzelte Werkzeuge. Zumindest nett und hilfsbereit schien er zu sein.
Der Traum, beziehungsweise das Versprechen in einem Motelzimmer zu nächtigen war somit allemal geplatzt. Stattdessen durften wir ein völlig verstaubtes Haus betreten, indem wohl schon lange keine Frau mehr sauber gemacht hatte.
Während ich das Angebot einer Dusche bereits angenommen hatte, war Frauke quasi aus Höflichkeit gezwungen einen Kaffee mit dem „Einzahnigen Henker“ zu trinken.
Geschockt kam Frauke zu mir ins Bad und bat mich dringlichst mich zu beeilen und sie nicht so lange allein zu lassen. Ein ernstes Gespräch zwischen Frauke und mir sollte bald schon folgen, vorher nahm ich zwischen zwei großen Tüten Hundefutter und alten Spinnenweben allerdings erst mal meine lang ersehnte Dusche ein.
Fliegender Wechsel.
Frauke kam noch als ich mich wieder anzog in die Dusche, die man übrigens eh nicht abschließen konnte und ich taperte in die Küche zu meinem Kaffee, den ich wenn er nicht schon da gestanden hätte ablehnen würde.
Die Küche war direkt neben der offenen Stube und alles wirkte sehr schäbig und dreckig auf mich, ich versuchte dennoch die Haltung zu wahren und mir nichts anmerken zu lassen. Dreckige Fingernägel und aufdringlicher Körpergeruch waren jedoch ebenfalls Faktoren mit denen ich ein wenig zu kämpfen hatte.
Schuss mit lustig war schon lange und endgültig gesprengt wurde meine Toleranzgrenze als ich unser Schlafgemach auftat. Nächtigen sollten Frauke und ich erstens getrennt voneinander, zweitens auf einer total durchgenudelten Matratze mit einer noch viel widerlicheren Wolldecke.
Zum Essen war uns nicht mehr zumute, daher gingen wir relativ früh und ermüdet von all den schlechten News ins Bett.
Da lag ich nun, nachts allein auf der Matratze mit dem Geruch alten Hundefutters und Mückenspray in der Nase. Viele Gedanken und verschiedenste Eindrücke überkamen mich doch zulassen wollte ich diese erst mal nicht. Ich klemmte mir meine Decke unter den Arm und zog die Matratze hinter mir her ins Fraukes Zimmer, denn mein Schlafplatz war die Stube. Was mich da überraschte war keineswegs positiv, denn Fraukes Matratze lag auf Wäschebergen. Es war ein Bild für die Götter, haufenweise alter Wäsche von kleinen Kindern und Spielzeuge sowie Mal- und Bastelbücher fand ich auf dem Boden vor.
Mysteriös, äußerst mysteriös.
Alles machte auf uns einen sehr eigenartigen Eindruck, denn Kinder haben wir im ganzen Haus noch nicht gesehen. In diesem Moment erinnerten wir uns jedoch an die Bilder in Stube und Küche, dort waren Familienfeste und eine Hochzeit festgehalten.
Wie auch immer diesem Geheimnis würden wir auch noch auf die Spur kommen, doch nun war ich erstmal froh Frauke bei mir zu haben. Vor Freude lachend nahmen Frauke und ich uns in den Arm und diskutierten noch einige Stunden bevor ich dann frierender Weise und angeekelt von den äußeren Umständen auch in den Schlaf fiel.