Was für ein tolles Jahr! Ich habe von Juli 2011 bis April 2012 zwei Praktika im Bereich „Bibliotheksmanagement“ in Brisbane, Australien absolviert und jede Minute war eine wunderbare und außergewöhnliche Erfahrung!
2002 hatte ich die 4-semestrige, postgraduale Ausbildung „Bibliotheks- und Informationsmanagement“ an der Donau-Universität Krems begonnen. Da ein Praktikum vorgeschrieben war und ich schon immer im Ausland Berufserfahrung sammeln wollte, haben wir (meine Familie und ich) uns entschlossen, ein Jahr in Australien zu verbringen.
Da wir bereits im Jahr 2000 Australien bereist hatten und uns der Bundesstaat Queensland am besten gefallen hatte, haben wir uns für Brisbane als Standort entschieden. Zuerst war die Frage nach der Schule für die Kinder und dem Praktikumsplatz für mich zu lösen. Informationen aus dem Internet haben mir schließlich unzählige Schul- und Bibliotheksadressen beschert.
Der nächste große Schritt war das Bewerbungsschreiben, der Lebenslauf und das Empfehlungsschreiben der Donau-Uni. Ich wählte ca. 25 Bibliotheken im Einzugsgebiet von Brisbane aus und schickte teils elektronisch und teils mit der Post meine Unterlagen ab. Von den 6 Antworten, die ich erhalten hatte, waren 3 negativ und 3 positiv. Die anderen Unternehmen hatten auf meine Bewerbung überhaupt nicht geantwortet. Schließlich hatte ich mich für ein 4-monatiges Praktikum bei der State Library of Queensland und ein 3-monatiges Praktikum beim Queensland Performing Arts Center entschieden. Da ich keinen Anspruch auf ein Arbeitsvisum hatte, waren beide Praktika unbezahlt.
Australien verlangt jedoch auch für unbezahlte Praktika ein eigenes Visum („Occupational Trainee Visum“), welches von der „sponsoring organisation“ – in meinem Fall diese beiden Bibliotheken – zuerst beim Immigration Office in Brisbane beantragt werden musste. Mit dem per eMail zugestellten positiven Bescheid sind wir dann zur Botschaft nach Wien gepilgert und haben das eigentliche Visum für mich und meine Familie beantragt und auch erhalten.
Zwischenzeitlich hatten wir uns im Internet nach Mietwohnungen in Brisbane umgesehen und versucht, die Frage der Krankenversicherung zu klären. Da wir kein Arbeitsvisum hatten, konnten wir uns nicht bei der staatlichen Krankenversicherung „Medicare“ anmelden, sondern mussten eine private Versicherung abschließen. Es war eine echte „challenge“; es ist ja schon nicht einfach, Versicherungsbedingungen auf deutsch zu verstehen und erst auf englisch! Rückblickend gesehen hätten wir uns gar nicht so viel Mühe geben müssen, denn das schöne Wetter das ganz Jahr über hat uns kein einziges Mal krank werden lassen.
Am 5.7.2011 sind wir endlich mit 9 Koffer bepackt ins Flugzeug gestiegen und via London und Singapore nach Brisbane geflogen. Die ersten Tage haben wir dazu verwendet, den Jetlag zu „verdauen“, ein Auto zu kaufen und eine Wohnung zu mieten. Ausgerüstet mit Stadtplan und Mietauto haben wir zahlreiche Adressen und Autohändler abgeklappert. Schlußendlich sind wir bei einer tollen Wohnung in St.Lucia und einem gebrauchten Daewoo Stationwagon gelandet.
Das 1.Praktikum von August bis November an der State Library Queensland war eine tolle Erfahrung. Die Kollegen waren super und zu keiner Zeit war ich der Praktikant, den man Kaffee kochen schickt. Sprachlich war es anfangs eine Herausforderung, da es eine Zeit dauert, bis man sich an den australischen Dialekt gewöhnt. Ich habe fachlich sehr, sehr viel gelernt und hatte die Möglichkeit in mehreren Abteilungen bei größeren Projekten (zB das Redevelopment der neuen Webseite mithilfe eines Content Management Systems) mitzuarbeiten.
In der Sommerpause waren Schulferien und diese Zeit haben wir genutzt nach Sydney, Melbourne und Adelaide zu reisen. Während der ersten Schulferien im September (hier gibt es Schulquartale und somit 4x Ferien) sind wir mit dem Auto fast 6.000 km durch das Outback quer durch Queensland gefahren. Eine einmalige und unvergessliche Erfahrung!
Ein großer Schock kam aber im Oktober 2004, als das Queensland Performing Arts Center plötzlich erklärte, das für Februar bis April 2005 geplante Praktikum doch nicht machen zu wollen. Da ich alles auf eigene Faust organisiert hatte, konnte ich mich kaum bei jemand beschweren und musste nun innerhalb kürzester Zeit einen Ersatz finden. Denn das Wegfallen der Praktikumsstelle bedeutet auch den Verlust des Visums.
Ich hatte Riesenglück und so konnte ich am 1.Februar 2005 mein 2.Praktikum in der Bibliothek der Griffith University beginnen. Was anfangs nur als Notlösung gedacht war, entpuppte sich aber schließlich als ein wahrer Segen. In den kommenden 3 Monaten sollte ich mehr über das Handwerkszeug der Bibliothekare lernen, als ich jemals gedacht und erhofft hatte.
Dieses Jahr in Australien hat mir aber nicht nur unbezahlbare Berufserfahrung, sondern auch viele liebe Freunde und unwiederbringliche Eindrücke und Erlebnisse beschert. Das Wetter war einfach herrlich und die Kinder (damals 6, 8 und 10 Jahre) konnten nach nur wenigen Monaten fließend englisch sprechen und waren sehr traurig, als sie ihre Schule und ihre Freunde in Australien wieder verlassen mussten.
Ich habe zwar alles von Österreich aus selber organisiert, der Zeitaufwand war aber doch groß. Begonnen haben wir 2 Jahre vor der Abreise und die Aktivitäten haben sich in den letzten 6 Monaten doch sehr intensiviert. Es war aber jeden zeitlichen und finanziellen Aufwand mehr als wert und mittlerweilen gibt es ja schon Institutionen wie Australien-Ausbildung, die bei der Organisation eines solchen Abenteuers professionelle Hilfe bieten können.