Cape Arid National Park
Cape Arid National Park
Der Cape Arid National Park – Ein Paradies für Vögel
Cape Arid National Park ist eine große (279.832 Hektar) und außergewöhnlich schöne Parkanlage. Mit mehr als 160 verschiedenen Vogelspezies die im Park leben, gehört der Cape Arid National Park zu den wichtigsten Institutionen in Westaustralien den Vogelschutz betreffend. Neben gewöhnlichen Vogelarten findet man hier auch seltene und vom Aussterben bedrohte Vögel, sowie interessante Inlandvögel, die sich nicht besonders häufig an der Küste blicken lassen.
Der Park liegt am äußersten östlichen Rand der Süd-Westlichen Botanischen Provinz (Westaustralien ist in drei solche Provinzen unterteilt, welche aber außer für die Flora keinen weiteren Einfluss besitzen) und überlappt die Grenze zur Eremaean Provinz (der Trockenzone). Deshalb schließt das Gebiet des Parks neben Strandzonen, dem Mündungsgebiet des Thomas River und dem Fluss selbst auch mehrere trockene Vegetationsgebiete ein und bietet so eine noch breitere Auswahl für die jeweiligen Vögel. In der Nähe der Küste sind das zum Beispiel Feuerbaum-Wälder, Eukalyptuswald und Heideland. Weiter im Inland kann man größere Mallee-Areale (Mallee ist eine australische Vegetationsform, vorwiegend gekennzeichnet durch Buschland, die mehr als 250.000 Quadratkilometer bedeckt) von verschiedener Beschaffenheit, sowie halbtrockene Eukalyptuswälder finden. Außerdem gibt es verschiedene bunt durchmischte kleine Buschwäldchen die um riesige Granitfelsen herumwachsen und das Fußgebiet des Russell Gebirge, einschließlich Mount Ragged. Wer also den westaustralischen Look lediglich mit Perth identifiziert, oder vielleicht noch mit der roten Wüste im Norden, der sollte sich den Arid National Park nicht entgehen lassen.
Aufgrund dieser vielen grundverschiedenen Gebiete ist der Park Heimat für eine Vielzahl verschiedener Vögel. Für zehn Vogelarten ist es das östliche Grenzgebiet ihrer Ausbreitung. Dazu gehören eine Papageienart, das australische Rotkehlchen, der westaustralische Spinebill (Honigfresser) und die Rotohramadine. Einige Spezies die trockeneres Klima bevorzugen können im Norden des immerhin beinahe 3000 Quadratkilometer großen Parks entdeckt werden, aber nicht im südlichen Teil. Unter anderem gilt das für den Mulga Papagei und den Pied Butcherbird. Sechzehn der achtzehn verschiedenen Arten von Honigfressern die es in Westaustralien südlich des Dongara gibt, kann man im Park finden, ein gutes Zeichen für den Artenreichtum von Cape Arid.
Eine vom Aussterben bedrohte Vogelart, die des Erdsittich, lebt hier geschützt im Park und diverse andere seltene Arten haben hier ebenfalls eine Heimat gefunden: die australasiatische Rohrdommel, Carnaby’s schwarzen Cockatoo und die Cape Barren Gans halten sich manchmal im Parkgebiet auf. Die westaustralischen Cape Barren Gänse brüten ausschließlich im Recherche Archipel und kommen lediglich für kurze Zeit ans nahegelegene Festland. Schätzungen nach gibt es lediglich 650 Vögel. Die Anzahl der Erdsittiche hat sich nach schweren Bränden im Park in den 1970er und 80er Jahren stark verringert. Der Vogel ist auf niedriges Heideland beschränkt und benötigt eine langzeit unverbrannte Umgebung um zu überleben, obwohl er auch in kürzlich verbrannten Gebieten Futter finden kann. Man nimmt an, dass um zu brüten der Sittich eine Vegetation benötigt, die seit 15 Jahren unverbrannt ist. Die Niederschlagsrate in den Gebieten des Parks in denen der Sittich lebt ist circa 400 mm pro Jahr und unter diesen Umständen erholt sich die Heide leider nur sehr langsam von einem Brand.
Mindestens zwei Spezies sind in den letzten vierzig Jahren in den Park gezogen: der hübsch gefärbte Schmucksittich zog circa 1959 (zehn Jahre bevor der Nationalpark gegründet wurde) in die Gegend um die Stadt Esperance nachdem sein bevorzugtes Brutgebiet durch Rodung für Farmen zerstört wurde. Diese Spezies und die Spitzschopftaube, die etwa 1980 im Park ankam, mögen beide offene Waldlandschaften oder Parkland. In Cape Arid kann man sie entlang der Parkgrenze zum Farmland hin entdecken, vor allem auf der Merivale Road.
Wo finde ich welche Vogelarten?
Ein längerer Aufenthalt im Parkgebiet muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass ihr zum Hobbyornithologen avanciert. In der nahegelegenen Stadt Esperance kann man einen wunderschönen Urlaub verbringen und das Recherche-Archipel vor der Küste, mit seinen 105 Inseln und fast zweitausend Klippen bietet sowohl Atmosphäre als auch Abenteuer. Aber für jeden unter euch, den nicht nur die australischen Strände interessieren sondern auch die Landschaft und die Tiere des letzten Kontinents, wird sich ein längerer Besuch in Cape Arid auf jeden Fall auszahlen. Alle Wanderpfade im Park sind exzellent zur Vogelbeobachtung. Der Campingplatz beim Thomas River ist ein guter Platz um anzufangen. Alle Campingplätze im Park sind inmitten von Feuerbaumwäldern gelegen, mit einem spektakulären Blick über Yokinup Bay. Hier kann man viele gewöhnliche Vogelarten wie die meisten Unterarten der Honigfresser, wenn denn die Feuerbäume in Blüte sind, beobachten. Das Gebiet um die Flussmündung des Thomas River ist ebenfalls einen Besuch wert, vor allem in Ufergegend, wo man viele verschiedene Wasservögel und Watvögel beobachten kann. Der Australische Austernfischer ist hier zu Hause, sowie die Rüppellseeschwalbe und die Silbermöwe.
Im Sommer kann man einige Watvögel wie Stelzen oder Sanderlinge beobachten. Mit einem Durchschnittsgewicht von lediglich 45 Gramm migrieren diese beiden Vogelarten jedes Jahr aus ihren Brutgebieten im Norden von Sibirien und Nordamerika hierher. Mit Glück kann man ein oder zwei Paare des seltenen Kappenregenpfeifer (Hooded Plover) am Strand von Yokinup Bay erspähen, welcher sich östliche der Flussmündung erstreckt. Kappenregenpfeifer haben ihre Nester am Rand von Seen und Stränden in Südaustralien. Leider bietet sein bevorzugtes Nestbaugebiet wenig Schutz, und wird daher oft Opfer von Störungen und Nestzerstörung während der Brutzeit, vor allem durch Jeeps die über die Strände fahren. Wenn ihr den Park besucht solltet ihr also unter anderem darauf achten, die Kappenregenpfeifer nicht während ihrer Brutzeit, die von März bis Oktober geht, zu stören.
Westlich der Rangerstation, abseits der Tagon Road ist der Boolenup Wanderpfad. Dieser hübsche Pfad schlängelt sich durch Heideland, Feuerbaumwälder, Eukalyptuswälder und Strauchland bis an den malerischen Boolenup Lake. Auch hier lassen sich einige Wasservögel wie schwarze Schwäne, die Lappenente und kleine schwarze Kormorane entdecken. Rotohramadinen und weißbraune Zaunkönige nisten ebenfalls im und um das sumpfige Strauchgebiet herum. Beide Spezies mögen dichtes Gestrüpp als Tarnung für ihre Nester und daher werdet ihr sie wahrscheinlich eher hören als sehen. Die Rotohramadine (Red-Eared Firetail) ist einzig und allein in Westaustralien zu finden. Sie hält sich exklusiv in Feuchtgebieten auf, meistens gepaart mit einem reichen Pflanzenbewuchs und ist zwischen Perth und Cape Arid beheimatet.
Die bunten kleinen Panthervögel können oft in den Eukalyptuswäldern gehört werden und wenn ihr ganz genau hinschaut, dann könnt ihr vielleicht sogar den einen oder anderen Panthervogel entdecken. Auch viele andere Vögel lassen sich in den Eukalyptuswäldern finden, wie das australische Rotkehlchen, den weißen und den Gelblappen Honigfresser und den grauen Currawong. Im Sommer und Herbst könnt ihr manchmal Raubvögel über diesem Gebiet auf der Suche nach Beute kreisen sehen.
Die Heiden entlang der Poison Creek Road nördlich und östlich von Cape Arid sind das Zuhause des australischen Trappenvogels, des Braunfalken, des Feldzaunkönigs und des Emu-Zaunkönigs. Trappen werden manchmal auch Bush Turkeys (Busch Truthahn) genannt, weil sie von der Größe her an den gemeinen Truthahn erinnern. Man kann sie gelegentlich durch die Heide staksen sehen, auf der Suche nach Grashüpfern und anderen Kleintieren. Wenn sie gestört werden erstarren sie zunächst um dann langsam und mit emporgehobenen Kopf den Rückzug anzutreten. Erdsittiche haben wahrscheinlich einst einen großen Teil des Heidelands bevölkert, mussten sich aber, wie schon erklärt, auf lange unverbranntes Gebiet zurückziehen. Wenn die Heide erblüht können diverse Subspezies der Honigfresser in diesem Gebiet dabei beobachtet werden, wie sie von einem Busch zum anderen sausen, wobei sie manchmal in der Futtersuche innehalten um von ihrem Lieblingsplatz aus ein Lied zu singen. Der beste Zeitpunkt um sich die Heidevögel zu betrachten ist frühmorgens, denn die Vögel der Heide sind Mittags und Nachmittags um einiges ruhiger.
Wenn ihr mit einem Allradfahrzeug unterwegs seid, dann ist die Gegend um Mount Ragged ebenfalls ein sehr interessanter Ort zur Vogelbeobachtung. Erkundet euch in diesem Fall aber immer vorher bei einer Rangerstation über die Zustände der „Straßen“, denn die sind manchmal in einem unpassierbaren Zustand. Hier im nördlichen Eukalyptus-Strauchland des Parks sind die Vögel zu Hause, die ein trockeneres Klima bevorzugen. Dazu gehören das berühmt-berüchtigte Thermometerhuhn, der Vielfarbensittich, der Rotrückenflöter, der scheue Heidenzaunkönig, der Lilagelappte Honigfresser, der gelbgefiederte Honigfresser und der Haubendickkopf. Letztgenannter, im englischen als Bellbird bekannt, ist, wie der Panthervogel eher zu hören als zu sehen, aber dafür gilt ihr Gesang generell als einer der Schönsten unter der gesamten Vogelpopulation.
Im Herbst, wenn einige der Eukalyptussträucher in dieser Gegend in voller Blüte stehen, kannst du diverse Schwärme von Blauscheitelloris sehen, die sich an Nektar und Pollen mästen und in beeindruckendem Tempo durch das Buschland düsen. Diese Honigfresser, kannst du, wie schon oben erwähnt, auch um Mount Ragged herum bestaunen, wo sich auch noch diverse andere Subspezies dieser Gattung tummeln. Wenn du Glück hast, kriegst du einen Adler zu Gesicht, der um die Bergspitze herum seine Kreise zieht.
Die Bedeutsamkeit von Cape Arid
Betrachtet man die nackten Zahlen, sind die 160 Vogelspezies schon sehr beachtlich. Im direkten Vergleich zieht zum Beispiel der Stirling Range National Park mit 140 Vogelarten den Kürzeren, wobei nur dieNationalparks in Kalbarri und Fitzgerald River die Anzahl der verschiedenen Vögel toppen können. Kalbarri befindet sich, wie Cape Arid ebenfalls an der Grenze zwischen Südwesten und den trockeneren Gebieten und der Fitzgerald River National Park ist größer als Cape Arid und wird eher von Feuchtgebiet-bewohnenden Vögeln bevölkert. Vor allem aber bietet Cape Arid eine vielfältige Umgebung für einige bedrohte Spezies wie den Grundsittich und eine gesunde Population diverser seltener australischer Vogelarten.
Wichtige Infos im Überblick
Das große Parkgebiet liegt an der Südküste Westaustraliens, circa anderthalb Stunden mit dem Auto und 120 Kilometer von der Stadt Esperance entfernt. Der beste Zeitpunkt für einen Besuch ist Sommer oder Herbst, da zu diesem Zeitpunkt die meisten Bäume und Sträucher blühen und es dementsprechend auch mehr Vögel zu beobachten gibt. Außer den Vögeln kann man in der Gegend aber auch hervorragend Wale beobachten, denn der Park liegt dicht am Wasser und Esperance ist eine Hafenstadt. Yokinup Bay und Little Tagon Bay sind malerische Ausflugsziele und sollten auf jeden Fall angesteuert werden. Auch Hobbyfischer kommen hier auf ihre Kosten. Wer im Park campieren will, der sollte beachten, dass es, wie auf so vielen Campingplätzen in Australien kein Trinkwasser gibt. Deckt euch also mit Vorräten ein. Die Campingplätze sind allesamt mit Buschtoiletten und Gasbarbecues ausgestattet. Der Eintritt in den Park kostet für alle Besucher 11 Dollar.
Hendrik Busse