Purnululu National Park
Purnululu National Park: Bungle Bungle Range
Die Bungle Bungle Range im Purnululu National Park ist eine der faszinierendsten geologischen Sehenswürdigkeiten die Westaustralien zu bieten hat. Aus der Vogelperspektive mittels Hubschrauber oder Kleinflugzeug betrachtet bietet sich dem Betrachter ein eindrucksvolles Bild. Die orange und schwarzen Streifen der Bienenkorb-artigen Hügel, die in einer Kruste von Quarz und Algen eingeschlossen sind, sind klar und deutlich auszumachen wenn man sich von Süden her nähert. Sobald man die hügelige Wildnis hinter sich gelassen hat, eröffnet sich dem Betrachter eine verborgene Welt voller Canyons und kleiner Teiche, mit großen Palmen die aus jeder noch so kleinen Spalte an den Felswänden wachsen und der gesamten Landschaft ein fast schon paradiesisches Ambiente verleihen.
Obwohl die Bungle Bungle Range (Range steht in diesem Fall für eine Gebirgskette, obwohl die Felsformationen für ein Gebirge vielleicht etwas klein sind) während der Regenzeit, also wenn dort sowohl Tiere als auch Pflanzen reichlich vorhanden sind, von Aboriginals schon seit jeher extensiv genutzt wurde, wussten die meisten europäischen Siedler bis zur Mitte der 1980er Jahre nicht von der Existenz der Felsen. Nachdem im Fernsehen die ersten Luftaufnahmen von Bungle Bungle gezeigt worden waren, wurde das Gebiet ab 1987 offiziell zu einem Nationalpark (Purnululu) gemacht und ist mittlerweile eine absolute Touristenattraktion. 2003 wurde es in die UNESCO-Liste des Weltkultur- und Naturerbes der Menschheit aufgenommen.
Restaurants, Supermärkte oder Kiosks sucht man im Purnululu Park vergeblich. Du musst sämtliche Essensvorräte und Getränke selbst mitbringen, wenn du auf einem der beiden Campingplätze im Park, Wilardi und Kurrajong, übernachten willst. Die meisten Besucher bleiben für ein paar Tage, weil es im Park einiges zu sehen gibt. Es ist daher essentiell, Nahrungstechnisch gut ausgerüstet zu sein, damit einen der Hunger nicht aus dem Park treibt. Desweiteren wird es in Purnululu mitunter ziemlich heiß. Temperaturen von vierzig Grad oder mehr sind keine Seltenheit. Bringt daher ausreichend Wasser für Wanderungen mit. Dehydration ist ein ernst zu nehmendes Problem.
Für diejenigen, die nicht auf eine Wildlife-Erfahrung aus sind, gibt es auch einige kommerzielle Einrichtungen im Park, welche Sowohl Schlafplätze als auch Malzeiten anbieten. Aber diese „Hotels“ müssen alle im Voraus gebucht werden. Wendet euch dafür an das Touristencenter in Kununurra.
In Kija, der lokalen Aboriginal-Sprache, bedeutet „purnululu“ Sandstein. Der Name Bungle Bungle stammt entweder von einer Fehlinterpretation eines Aboriginal-Namens für die Region, oder ist eine abgeänderte Form des Namens für eines der hier häufig wachsenden Kimberley-Gräser: das Bundle Bundle Gras.
Die Bungle Bungle Berge ragen an ihrem höchsten Punkt 578 Meter über dem Meeresboden und 200 bis 300 Meter über der mit Bäumen und Gräsern bewachsenen Ebene empor, mit steilen Klippen an der Westseite. An anderen Stellen, zum Beispiel dort wo der Piccaninny Creek zur Piccaninny Schlucht wird, ist das Gebirge von tiefen Schluchten durchzogen und teilt sich auf in komplexe Felsgrate und Kuppeln die alle in den typischen orangen oder schwarzen Streifen gefärbt sind.
Vor vielen vielen Jahren...
So ziemlich jedem Besucher des Purnululu-Parks stellt sich dieselbe Frage: wie kam diese merkwürdige und wunderbare Landschaft zustande? Die prägnanten Bienenkorb-artigen Türme von Bungle Bungle bestehen aus Sandstein, ein Fels der durch die Verdichtung von Sandkörnern entsteht, und Mischgestein, welches hauptsächlich aus Kieseln und Steinen besteht die durch feineres Material zusammengehalten werden. All diese Sedimentkomposita wurden vor ca. 375 Millionen Jahren in das Ord Becken geschüttet als aktive Bruchlinien die Landschaft veränderten. Nach diversen Publikationen, denn für Geologen ist das Gebiet da oben ein interessanter Spielplatz, geschah das ungefähr folgendermaßen.
An der Nordseite dessen was jetzt die Bungle Bungle Gebirgskette ist, gab es einen Auftrieb entlang der Osmond Falte und ließ die Osmond Gebirgskette entstehen. Im Westen passierte dasselbe entlang der Halls Creek Falte. Kleinere und größere Bäche und Flüsse erodierten dieses uralte Hochland und an den Rändern der neu entstandenen Berge waren die Abhänge sehr steil, was die Ströme schneller werden ließ und ihnen genug Kraft gab größere Felsbrocken flussabwärts bis an den Fuß der Steilhänge zu transportieren. Diese Felshaufen kann man heute in den Wänden der Echidna Schlucht sehen.
Das meiste an Gestein in der Bungle Bungle Bergkette wurde aber aus Sand geformt, der vom Hochland von langsameren Flüssen in die Ebenen getragen wurde wo er sich dann ansammelte. Mehr und mehr Sand wurde von den Flüssen herangetragen und nach und nach verdichtete sich der Sand zu Sandstein.
Zusammenfassend kann man also sagen, dass die besondere Bienenkorbform durch sogenannte Horstbildung (Druck und Auftrieb der Platten) und Erosion während der letzten 20 Millionen Jahre geformt wurde. Aber entgegen der soliden Erscheinungsform ist der Sandstein in Bungle Bungle extrem fragil. Das Gewicht überlagernder Felsen hält die Sandkörner an ihrem Platz, aber wenn die Felsen bewegt werden oder sogar wegrutschen, kann der Sandstein schnell erodieren. Die abgerundeten Spitzen der Hügel reflektieren diesen Mangel an interner Dichte und Stärke. Sollte Wasser über die Oberfläche fließen, werden sämtliche Schwachstellen im Fels sofort aufgedeckt. Risse und Spalten können schnell zu einem Einbruch führen und das Wasser trägt maßgeblich zur Erosion bei.
Geologische Besonderheiten
Eine der auffäligsten geologischen Eigenschaften in Purnululu ist die abwechselnde orange und schwarze Farbe der Felsen, die sich durch die gesamte Landschaft zieht. Die dunklen Streifen kennzeichnen die wasserduchlässigsten Schichten im Fels. Sie erlauben Feuchtigkeit durch die hindurch zu sickern was zum wachstum einer dunklen Algenart beiträgt. Die weniger permeablen Schichten dazwischen sind mit einer dünnen Schicht aus Eisen und Mangan überzogen, was den orangen Teint erklärt. Diese äußere Schicht (der Fels darunter ist nämlich eigentlich von weißer Farbe) helfen den unteren Teil der Berge vor Erosion zu schützen.
Sehenswürdigkeiten
Obwohl die Geologie von Bungle Bungle tatsächlich einzigartig ist, darf man kulturelle und ökologische Bedeutung des Ortes nicht komplett außen vor lassen. Das Department of Environment and Conservation kümmert sich um die Verwaltung der gesamten Parkanlage, denn außer abgefahrenem Gestein bevölkern auch 130 Vogelarten den Park. Unter anderem gibt’s hier regenbogenfarbene Bienenfresser, Minimoose und Wellensittiche zu bestaunen. Auch die seltene australische Trappe ist hier manchmal zu sehen. Auch Wallabys und Bergkängurus leben um das Massiv herum und einige davon auch in den Anhöhen. Unter der artenreichen Fauna finden sich sehr viele seltene Tierarten.
Purnululu zieht viele Besucher aus den verschiedensten Gründen an: die erstaunliche und unbarmherzig wüste Weite der Landschaft, die goldene Farbe, die die Hügel am Spätnachmittag einhüllt, ein Spaziergang durch die einzigartigen Schluchten und für die gut Vorbereiteten eine Wanderung entlang des Piccaninny Creek mit anschließendem Campen in der Wildnis.
Wichtige Daten
Wo liegt der Park? Der Purnululu National Park liegt in der Kimberley-Region. Die Abfahrt zum Park befindet sich 250 km südlich von Kununurra oder 109 Kilometer nördlich von Halls Creek.Bei den Straßenverhältnissen bedeutet das, dass die Rangerstation im Park vier bis fünf Stunden von der Zivilisation entfernt liegt. Die Straße in den Park, immerhin 52 Kilometer lang, ist nur mit einem Allradantrieb und nur mit einachsigen Trailern befahrbar. Versucht bloß keine Experimente mit eurem 200 AUS$ Volkswagenbus. Der bleibt euch gnadenlos liegen und die nächste Werkstatt ist in Kununurra.
Wann lohnt sich ein Besuch am meisten? Der Park ist zwischen April und dem 15. Dezember geöffnet. Checkt am besten die Website vom Department of Environment and Conservation ob der Park zum gewünschten Zeitpunkt offen hat, bevor ihr die lange Reise gen Norden antretet.
Was kann man unternehmen? Der Park lädt unter anderem zum Wandern, Campen, Photografieren und zur Wildlife-Beobachtung ein. Es werden oft Rundflüge über das Massiv mit Helikopter oder Kleinmaschine angeboten. Das ist der beste Weg sich einen Überblick über Purnululu zu verschaffen und sich die einzigartige Landschaft von Bungle Bungle in Gänze zu betrachten. Sie starten entweder von Halls Creek, Kununurra oder Warmun. Wandertechnisch ist auf jeden Fall die Cathedral Schlucht (Cathedral Gorge) zu empfehlen, im Vergleich zu anderen Wanderstrecken ein eher gemütlicher Spaziergang. Die Hardcore-Wanderer nehmen sich lieber ihre Campingutensilien mit und erkunden an mehreren Tagen auch noch den angrenzenden Piccaninny Creek und die Piccaninny Schlucht.
Nehmt euch aber für so ein Unterfangen auf jeden Fall genug Proviant mit, wie schon oben erwähnt. Je tiefer man in das Gebiet von Purnululu eindringt, desto spektakulärer wird die Landschaft. Wie auch in Karijini sagt immer einem Ranger Bescheid bevor ihr eine längere Wanderung unternehmt. Auf der Nordseite kann man die Echidna Spalte durchwandern, die sich vom Aussehen her komplett von denen der Südseite unterscheidet.
Hendrik Busse