Perth Roadtrip

Roadtrip a là Western Australia – Was man beachten sollte

Broome, Dampier, X-Mouth, Coral Bay und Monkey Mia: viele der beliebtesten Urlaubsorte in Westaustralien liegen hoch im Norden des Staates, mehr als zehn Autostunden von Perth entfernt. Für die Entdecker und Urlaubssuchenden unter euch kann das nur eins bedeuten: Road Trip! Aber was gehört zu einem echten Road Trip dazu? Worauf muss man achten? Deutschland ist für eine längere Autofahrt ein vollkommen anderes Pflaster als Australien. Mit einer Bevölkerungsdichte von 229 Einwohnern pro Quadratkilometer und der Weltbekannten Autobahn, ist es bei uns zu Hause überhaupt kein Problem von einem Punkt zum anderen zu gelangen, nicht zu vergessen die mit knapp 360tausend Quadratkilometern eher bescheidene Größe unseres Landes. Vergleichen wir das mit den Dimensionen Westaustraliens wird schnell klar, das man sich für eine lange Autofahrt anders vorbereiten muss: 2,5 Millionen Quadratkilometer, bloß 0,79 Einwohner pro km2 und befestigte Straßen zumindest dort oben eher optional, das sind ganz andere Umstände. Deswegen gibt es jetzt hier ein paar kurze Tips worauf man bei einem Roadtrip a là Western Australia achten sollte.

Raststätten und Service-Stations

Fahren bei Müdigkeit ist die Ursache für mehr als 30% aller Verkehrsunfälle. Wenn man eine längere Autofahrt unternimmt, dann ist es wichtig voraussichtig zu planen um auch heile am gewünschten Ziel anzukommen und eine der wichtigsten Dinge ist dafür ein ausgeruhter Fahrer. Raststätten und Service-Stations, manchmal zu einem sogenannten Roadhouse kombiniert, kommen auf dem Weg in den Norden beileibe nicht so häufig vor wie an unseren Autobahnen. Gottseidank sind sämtliche dieser Einrichtungen im Internet aufgelistet und lassen sich, je nach Route, bequem abfragen. Kleine oder größere Pausen, wenn notwendig auch eine Übernachtung, können so gut eingeplant werden. Denkt daran, dass die so genannten Rest Areas nicht zum Campen gedacht sind. Übernachtungen sind nur gestattet, wenn eine Raststätte das 24 Symbol trägt.

Achtet auf Tiere!

Es ist eure Pflicht verantwortungsbewusst zu fahren und auf dem Weg in den Nordwesten schließt das die Voraussicht für Tiere auf der Fahrbahn mit ein. Während bei uns zu Haus der Wildwechsel eher saisonbedingt und unregelmäßig vorkommt, ist es in Westaustralien, wenn man sich denn ein Stückchen in den Norden hinein wagt, schon fast sicher, dass ihr an dem einen oder anderen Punkt Tiere auf der Fahrbahn antreffen werdet. Das trifft auch nicht nur auf die unbefestigten Straßen sondern auf jeden beliebigen Highway, Freeway oder Feldweg zu. In vielen Gebieten ist die Straße nicht eingezäunt, weswegen sowohl Wildtiere als auch Farmtiere gelegentlich auf die Straße laufen. Sämtliche Tiere zieht es in die Nähe von Straßen, weil sich in offenen Gräben und Abflüssen Wasser sammelt, was dort oben in den trockenen Regionen nicht überall vorkommt und so eine bevorzugte Wasserquelle für Tiere darstellt. Das können Kängurus, Pferde, Kamele, Ziegen, Emus, Schafe, Kühe, Esel, wilde Hunde, Kaninchen, Füchse oder Ochsen sein, die Auswahl ist groß. Auch Adler und andere Vögel sitzen des Öfteren auf der Straße um sich an den Kadavern überfahrener Tiere satt zu essen. Es klingt relativ dämlich darauf extra hinzuweisen, aber dennoch: drosselt sofort das Tempo solltet ihr ein Tier auf der Fahrbahn sehen. Versucht nie zu kalkulieren, dass der Vogel ja rechtzeitig los fliegen kann. Große Adler oder Geier brauchen eine Menge Zeit und Flugbahn bevor sie abheben und eher ihr euch versieht gibt’s einen Zusammenstoß. Auch wenn ihr etwaige Tiere am Straßenrand entdeckt ist vorsicht geboten. Kühe haben manchmal die ominöse Angewohnheit vor euer Auto zu laufen wenn ihr gerade an ihnen vorbeifahren wollt.
Noch zwei Tipps: die Hupe funktioniert, außer bei den kleineren Tieren wie Kaninchen, beinahe nie als Warnsignal. Sie dient eher daran mehr Tiere anzulocken, oder, im schlimmsten Fall, wütend zu machen. Lasst es also am besten bleiben. Ein Lichtsignal, vor allem bei Dämmerung oder Nacht, ist wesentlich effektiver. Zweitens: fahrt wenn möglich nie über einen Kadaver, egal wie platt und mitgenommen er schon aussieht. Es ist immer möglich, dass sich kleinere Teile des toten Tieres unter eurem Auto verfangen und der Gestank den ihr danach mit euch rumschleppt ist nicht von dieser Welt. Hier noch ein paar zusätzliche Infos zu den häufigsten Kandidaten:


Kängurus

Das berühmteste Tier des letzten Kontinents. Die Hüpfer mit dem Beutel gibt’s hier und (in freier Wildbahn) nirgendwo anders. Vor allem in den unbesiedelten Stellen in Westaustralien kommen sie häufig vor, und das schließt auch einen großen Teil der Autostrecke in den Norden ein. Sie sind ein konstantes Risiko an sämtlichen Straßen und Feldwegen weil sie gerne aus den in Schlaglöchern angesammelten Pfützen trinken. Kängurus können bis zu 90 Kilo schwer werden und wenn du mit ihnen zusammenstößt, vor allem bei einer höheren Geschwindigkeit, dann kann das katastrophale Folgen haben: Verlust der Kontrolle über den Wagen, Totalschaden, schwere Verletzung und sogar Todesfälle. Es kann leicht passieren, dass bei einem Zusammenstoß mit einem Känguru das Tier über die Motorhaube in die Windschutzscheibe des Wagens geschleudert wird und dabei die Insassen schwer verletzt. Ein Warnschild mit einem Kängurubild versehen kann darauf hinweisen, dass hier besonders viele auf der Straße anzutreffen sind. Als Fahrer solltet ihr auf jeden Fall auf solche Schilder achten, die Geschwindigkeit drosseln und auf jegliche Bewegungen in den Büschen am Straßenrand achten. Aber verlasst euch nicht blind auf die Känguruschilder. Kängurus sind weit verbreitet und bloß weil keine Schilder da sind, heißt das nicht, das nicht vier bis fünf von ihnen im Unterholz lauern.
So wie alle anderen Wildtiere sind Kängurus unberechenbar, können sich schnell und abrupt bewegen und bei Anblick eines heranbrausenden Wagens in Panik geraten. Sie bewegen sich oft in kleineren Gruppen (Mobs) und wenn du eins am Straßenrand siehst, ist die Chance groß, das sich einige mehr in unmittelbarer Nähe befinden. Also lass dich nicht von dem einen faulen Ding das da im Graben liegt ablenken: seine Freunde könnten aus dem nächsten Busch hüpfen. In den frühen Morgenstunden und bei Sonnenuntergang ist die Gefahr am größten denn tagsüber ruhen sich die Kängurus aus. Bei Nachtfahrten ist es absolut notwendig mit Nebelscheinwerfer zu fahren, denn nicht nur Kängurus sind nachtaktiv. Fahrt mit reduzierter Geschwindigkeit und seit extrem vorsichtig wenn ein Wagen auf der Gegenfahrbahn angehalten hat. Gut möglich, dass er das wegen eines Kängurus (oder eines anderen Tieres) tun musste.

Pferde und Kühe

Zusätzlich zu Kängurus ist vor allem in der näheren Umgebung kleiner Dörfer die Chance relativ groß, dass sich streunende Kühe oder Pferde auf der Straße befinden. Meistens handelt es sich dabei um Wildpferde, während die Kühe des Öfteren einfach von ihrer Herde abgehauen sind um heimlich zu rauchen oder Poker zu spielen. Viele der Hauptstraßen die in den hohen Norden reichen, führen durch riesige Kuhweiden, wo die Viecher, dank fehlender Zäune (bei der Größe der Farmen ein zu hoher Kostenfaktor), rumlaufen wie sie wollen. Es ist nicht unüblich für Kühe und Pferde gemächlich auf der Straße entlang zu trotten, auf der Suche nach Futter und Wasser. Als Fahrer gibt’s hier keine speziellen Tipps zu Vorsicht: man sollte sich ähnlich wie bei Kängurugefahr verhalten. Spezielle Schilder gibt es für Kühe und Pferde nicht, aber sobald man ein Tier sieht, sind andere höchstwahrscheinlich in der Nähe. Man kann nie ahnen, wie die Tiere auf herannahende Wagen reagieren, also empfiehlt sich in jedem Fall extrem langsam zu fahren, sobald man eins zu Gesicht bekommen
hat. Vor allem rote Sportwagen sind äußerst beliebt bei Kühen. Bei Anblick eines solchen Vehikels werden sie schnell aufgeregt und wollen gleich eine Runde mitfahren. Vorsicht ist geboten!

Buschfeuer

Buschfeuer sind keine exotischen Tiere, aber dennoch ein große Gefahr für sämtliche ländliche Gegenden in ganz Australien, speziell in der nordwestlichen Region. Wenn du zwangsweise durch ein Buschfeuer oder auch nur in die Nähe eines Buschfeuers fährst, dann denk dran, dass die Wildtiere in Panik sind und vor dem Feuer fliehen, oft entlang oder über die Straßen. Farmtiere und Nutztiere können ebenfalls auf der Flucht sein, oder wurden freigelassen um dem Feuer zu entkommen. Besondere Vorsicht ist in dieser speziellen Situation geboten.

Weitere wertvolle Tipps

Vor allem bei längeren Autofahrten ist es extrem wichtig viel Wasser zu trinken. Beugt der Dehydration vor. Es wird verdammt warm da oben, auch wenn es in Perth gerade ein wenig kühler ist und eine Autofahrt durch die Einöde mit Wassermangel induziertem Kopfschmerz ist keine Freude.
Besorgt euch Anti-Fliegen-Spray! Wer schon mal an einem Roadhouse angehalten hat, der weiß das man, sobald man aus dem Wagen steigt von einer absurden Anzahl von Fliegen heimgesucht wird. Aerogard ist ein hilfreiches Mittel und wirkt auch gegen Mücken und andere lästige Käfer. Es gibt in Australien auch noch diverse andere dieser Mittel, also hat man die freie Auswahl.
Vorsicht vor Roadhouse-Essen! Ohne jedwede Roadhouse-Betreiber verunglimpfen zu wollen, aber manche Speisen die in den kleinen Blechhütten in der Einöde gereicht werden sind nicht nur ungenießbar sondern auch Gesundheitsschädlich. Versucht „Eigenproduktionen“ zu vermeiden und achtet bei eingeschweißten Sachen aufs Verfallsdatum. Lebensmittelvergiftung ist nie witzig, aber im Auto ist es schier unerträglich.
Ich hoffe die Hinweise waren hilfreich und wünsche hiermit gute Fahrt!

Hendrik Busse

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