Der Weg ist das Ziel

Geschafft: „Mission Outback“ haben wir mit dem heutigen Donnerstagmorgen fast vollständig abgeschlossen.

Zwar haben wir unzählige Tiere verloren und nicht zu vergessen auch fast einen Menschen, was insgesamt eine eher schlechte Bilanz macht, aber wir erlebten eine Zeit, die so garantiert keiner genießen durfte.

Wie auch immer- Um 5pm hieß es aufstehen, duschen, Sachen packen und Abschied nehmen von der übrig gebliebenen Sippschaft.

Debbie und Rodger haben noch ein Foto von uns gemacht, zur Erinnerung. Schnell gaben wir noch eine Signatur in das Adressbuch, in das vor uns schon einige Backpacker und „Aushilfs-Cowboys“ geschrieben haben und ab die Post.

Vor uns lagen nun noch ca. sieben Stunden Autofahrt, bis hin nach Longreach, zusammen mit Debbie, die uns bis zum Busplatz fahren würde.

Erneut und höchstwahrscheinlich zum letzten Mal durften wir die wunderbare Einöde der endlosen Wüstenlandschaft betrachten, mit ihren unendlich scheinenden Weiten.

Letztlich stellen Frauke und ich fest, dass auch diese Zeit eigentlich wie im Flug an uns vorbeigerauscht ist. Trotz dem Erlebten waren wir heilfroh nun wieder eine Stadt anzusteuern. Zivilisation! Shopping!

In Longreach angekommen war ich zugegebenermaßen ein wenig erschöpft von der Fahrt und dass obwohl wir diesmal nicht in dem letzten Klappergestell durchs Outback geholzt sind, ich zur Abwechslung nicht jeden Stein auf der „Fahrbahn“ gespürt habe und auch keine übermäßige Hitze herrschte.

Der Grund war ein durchaus bekannter, denn selbiges ist mir auch schon bei der Autofahrt mit JB passiert: Übelster Small-Talk.

Reden, minutenlanges aus dem Fenster starren, warten, wieder etwas sagen, wieder aus dem Fenster starren…Die totale Anstrengung halt, weil man nie ganz abschalten kann, aber sich auch nicht gerade angeregt unterhält.

Frauke grinste sich einen ab und hielt dann erst mal schön geschmeidig, hinten im Auto auf der Rückbank, ein kleines Schläfchen.

Da waren wir nun, zum zweiten Mal auf unserer Reise; in Longreach.
Doch an diesem Tag kam mir die kleine Wüstenstadt wie eine wahre Metropole vor, denn hier pulsierte quasi das Leben.

Es war der krasse Gegensatz zu Windorah oder Curravilla, dem Leben in der völligen Abgeschiedenheit.

In diesem Moment wunderte mich nicht, dass die Menschen sich in den einsamen Orten der Wüste gut aufgehoben fühlten, wenn nur einige Stunden weiter eine kleinere Stadt also Longreach, sein würde.

Überhaupt denke ich, dass der Umschwung von Wüste zu Großstadt für einige, hier lebende Menschen, nur schwer zu verkraften wäre, da es zwei totale Extreme sind.

Viele führen ihr Leben im Outback zwar nur aufgrund der Viehzucht, aber viele eben auch nicht.

Nach einer kleinen Stärkung, in Form von Fisch mit Zitrone und Kaffee (was für eine Mischung?), schleppten wir uns noch für kleine Einkäufe in den Supermarkt.

Das Essen für die ´Busfahrt des Grauens Teil II` sollte somit gesichert werden. Während sich Frauke Brötchen überbacken mit Käse und Schicken gekauft hat, packte ich Brötchen mit einem lecker aussehenden, weißen Puder ein. Das Ganze sah aus wie ein übergroßer Berliner mit Puderzucker.

In Wirklichkeit verbarg sich hinter der vermeidlichen Köstlichkeit jedoch ein zähes, nach Nichts schmeckendes, mehlbestäubtes Brot.

Typisch Australien, entweder ist alles america-like übersüßt oder es schmeckt einfach mal nach rein gar nichts.

Nun stand uns der vorerst endgültige Abschied von Debbie bevor:
Sie brachte uns tatsächlich zu der Abfahrtstelle des Greyhound-Busses, die Tickets hat sie bereits im Voraus bezahlt, ihre 200 $ hatten wir, wie auch das Arbeitszeugnis, jeder in der Tasche und ab dafür.

Schüchtern und ein wenig aufgeschmissen in dieser komischen Situation, streckte Frauke ihr die Hand zur Verabschiedung entgegen. Debbie konterte jedoch mit einer ordentlichen Umarmung. Anschließend drückte sie uns noch ihre Adresse mit samt der Handynummer in unsere Tasche.

Komisch war die Situation übrigens daher für uns, weil Debbie uns ohne viel zu fordern ihren kompletten Hof inklusive Kinder und Tiere anvertraut hat und das unter den Voraussetzungen, dass wir sie erst so kurze Zeit kannten.

Sie bemutterte uns, machte sich sorgen und fragte in regelmäßigen Abständen nach unserem Wohlergehen.

Der Bus rollte an, wir suchten uns einen Platz unserer Wahl, da der Bus halbleer war und fuhren zurück nach Brisbane.

Langsam aber sicher haben auch wir die „no worries-Einstellung“ angenommen, denn um ein Hostel konnten wir uns im Voraus nicht kümmern, also beschlossen wir in das Base Palace zurückzugehen. Dies war das Hostel nach dem Horroraufenthalt in Valley Veranda.

Großartig ausholen, was die Busfahrt betrifft, brauche ich gar nicht, denn es war schrecklich wie immer: nicht schlafen können, nicht vernünftig sitzen und umgeben von vielen, nicht besonders gut riechenden Leuten (wir mit inbegriffen!).

Zahlreiche Stopps und langweilige Gegenden strichen an uns vorbei, bis wir gegen Morgen den Busplatz am Brisbane Transit Centre erreichten.

Ohne einen großen Hehl aus der Sache zu machen stiegen wir stumpf in den Shuttle-Bus des Hostels ein und ließen uns fahren.

Draußen an der Tür sahen wir einen der Rezeptionisten wieder, den wir aus ´Brisbane Teil I` schon kannten und unterhielten uns kurz mit ihm über die ´ach so tolle Jobermittlung`.

Schlussendlich buchten wir uns, für vorerst drei Tage, in das Hostel unsres Vertrauens ein und schliefen somit in einem Acht-Bett-Zimmer. Selbstverständlich mussten wir noch bis zur Check-in-time um 2pm warten, soll heißen wir durften so lange draußen in der Hitze schmelzen, obwohl wir noch keine Dusche genommen haben und elendig müde waren.
Aber was soll’s?

Wir teilten uns ein Zimmer mit Koreanern, Chinesen und einer Deutschen, die übrigens erst an dem Tag, von Deutschland aus, in Brisbane gelandet ist.

Das Mädel kam aus Stuttgart und hatte einen ganz witzigen schwäbischen Akzent, der sie quasi dazu zwang hinter jeden Satz den sie sprach ein „hey“ zu setzen.

So zum Beispiel:
„Wo geht’s n ihr heut` hin, hey?“

Bleiben wollte sie sieben Monate in Brisbane, weil sie sich bereits aus Deutschland für ein Praktikum im Hilton Hotel beworben hat. Die ersten drei Nächte dürfte sie dort sogar nächtigen, wenn sie nicht schnell genug eine Wohnung finden würde.

Den Plan verfolgten Frauke und ich auch; eine Wohnung finden. Erstmal musste allerdings der Job her.

Gleicher Ort (wie vor knapp drei Wochen) , gleiches Problem.

Dem würden wir uns allerdings erst am nächsten Tag stellen. Bis auf ein kleines „Kennlern-Käffchen“ mit unserer Stuttgarterin haben wir an dem Tag leider nicht mehr viel gerissen, zu fertig waren wir.

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